Höchste Klavierkultur im Übersetzerkollegium

Rheinische Post

October 21st, 2014

Mit dem aus der Ukraine stammenden Pianisten Mark Taratushkin hatte der Kulturring Straelen ein Ausnahmetalent in das europäische Übersetzerkollegium eingeladen. Kulturring Vorsitzende Alexander Voigt versprach ein spannendes Konzert mit Werken von Bella Bartok und Sergei Sergejewitsch Prokofjew. Doktor Mikhail Rudnitsky vom EÜK übersetzte die Erläuterungen  des 24-jährigem Künstlers zu den einzelnen Werken aus dem Russischen.

In der Suite “Im Freien” von Bela Bartok gab Taratushkin im ersten Satz “Mit Trommeln und Pfeifen” einem harten, fast perkussiven Anschlag den Vorzug. In den “Klägern der Nacht” dominierten die leisen Töne. In der turbulenten “Hetzjagd” genoss Taratushkin die effektvollen improvisatorischen Momente und die verspielte, teils aggressive Motivik. Als unvergleichlich experimentelles Werk bezeichnete der Pianist die “Drei Erüden Opus 18”. In der Suite op. 14 suchte der Zuhörer vergeblich die vielen Reminiszenzen Bartoks an seine ungarische Volksmusik und traditionelle Kompositionstechniken. Hier ging es ausschließlich um eine rhythmus-intensive, herausfordernde Tonsprache, die Taratushkin mit enorm starken, extrem metallischem Anschlag und große Tonintensität auf dem Kawai-Flügel mit außergewöhnliche technische Brillianz und musikalische Stringenz darbot. Klangliche Fülle verbunden mit großer Virtuosität zeigte sich auch in den “Improvisation on a Hungarian peasant songs”.

Mit Sergei Prokofjew Visions Fugitives Opus 22 erlebte das Publikum im zweiten Teil des Konzertes mit insgesamt 20 Sätzen eine Art musikalisches Tagebuch, das behände dahin tanzte oder sich burlesk in rasant perlenden, tongenaueren Girlanden verrannte. So stockte, stolperte und lief die Musik im Ergebnis nur gewohnt und nie willkürlich. Von einem hohen emotionalen Ausdrucksgehalt getragen, bewahrte Taratushkins Interpretation dem Werk dabei ein reiches, beinahe orchestrales Ausdrucksspektrum, das sich in einer geballten Klangdichte ausdrückte. Das desillusionierte “Sarkasmen” op. 17 spielte er mit klarem, kernigem, leicht trockenem Anschlag und überzeugte mit seiner perfekten Homogenität sowohl im Forte wie im lyrisch verträumten Piano. Viel Beifall für einen Vortrag mit höchster Klavierkultur.